Der durchgetaktete Arbeitsalltag von Radiolog*innen und anderen Fachärzt*innen bietet oft nur wenig Raum für ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch, in dem der bevorstehende Eingriff umfassend erläutert, über die Risiken aufgeklärt und alle individuellen Fragen en Detail besprochen werden. Als Grundlage für das Arzt-Patienten-Gespräch werden Patient*innen daher juristisch fundierte Aufklärungsinformationen zum geplanten Eingriff vorab zur Verfügung gestellt – oft noch auf Papier, an vielen Kliniken digital am Tablet.
Anamnese und Aufklärung zu Hause
Mit Anwendungen wie beispielweise E-ConsentPro Patient von Thieme Compliance können diese Aufklärungsinformationen in Text, Bild und Videoformaten den Patient*innen bereits vor ihrem Klinikaufenthalt digital zur Verfügung gestellt werden. Damit können sich Betroffene in Ruhe zu Hause und gegebenenfalls mit Unterstützung von Angehörigen informieren. Über eine App oder ein Patientenportal haben sie zudem die Möglichkeit, ihre Anamnesedaten am eigenen Endgerät zu erfassen und direkt an die Klinik zu übermitteln. Ärzt*in und Patient*in treffen sich auf dieser Grundlage gut vorbereitet zum Arzt-Patienten-Gespräch.
Im Rahmen des Forschungsprojektes „KIPA“ setzen sich die Beteiligten am Beispiel radiologischer Untersuchungen damit auseinander, wie Aufklärungsinformationen noch besser vermittelt, die Anamnesedaten mit Hilfe von KI lückenlos und präzise erfasst und auch die individuellen, sehr spezifischen Fragen der Patient*innen direkt mit beantwortet werden können. Das Projekt „KIPA“ wird von Professor Dr. Elmar Kotter, Geschäftsführender Oberarzt am Freiburger Universitätsklinikum koordiniert.
Mehrwert durch KI
Dafür entwickeln die Partner ein KI-unterstütztes interaktives Dialogsystem – einen Chat- und Voice-Bot – das Patient*innen durch die Anamnese und Aufklärung führt und dabei auf die konkreten Gegebenheiten und Fragen des Patienten oder der Patientin eingeht. Inhaltliche Grundlage hierfür sind die von Thieme Compliance aufbereiteten, juristisch fundierten Aufklärungsinformationen.
„Der Austausch zwischen Patient*in und der Anwendung KIPA funktioniert in beide Richtungen“, erklärt Daniel Scholz, Business Development Manager bei Thieme Compliance. KIPA stellt die von Thieme Compliance kuratierten Informationen zum Eingriff zur Verfügung – in Texten, Bildern und kurzen Videos – und führt durch die Anamnesefragen. Patient*innen können zwischen vorgegebenen, standardisierten Antwortoptionen wählen. Je nach Antwort folgen weitere Nachfragen für genauere Informationen, beispielsweise nach Medikamenten und ihrer Dosierung oder nach Vorerkrankungen.
Gleichzeitig haben auch die Patient*innen die Möglichkeit, ihre Fragen zu stellen und erhalten darauf konkrete Antworten: Kann ich die Untersuchung trotz meiner Vorerkrankung durchführen lassen? Sind meine Medikamente oder meine Unverträglichkeiten ein Hindernis für die geplante Untersuchung? Die im Chat- oder Voice-Bot ausgetauschten Daten sollen zukünftig direkt in den digitalen Aufklärungsbogen übertragen werden, der nach dem Ausfüllen direkt an die Klinik übermittelt wird.