"Same same, but different?" - Unter diesem Motto hat Thieme eine Umfrage zur Vielfalt im medizinischen Alltag durchgeführt. Befragt wurden 378 Personen, darunter 55 % Ärzt*innen und 42 % Pflegefachpersonen. Die Teilnehmenden waren überwiegend mittleren Alters, 57 % weiblich und 43 % männlich. Keine der befragten Personen identifizierte sich als divers.
Ziel der Befragung war es, Einblicke in den Umgang mit verschiedenen Aspekten von Diversität im medizinischen Alltag zu gewinnen. Im Fokus standen Themen wie die Relevanz diverser Merkmale bei der Diagnosestellung, die Ausbildung im Umgang mit LSBTQ+-Personen, verschiedene Aspekte der Diskriminierung sowie der interkulturelle Austausch mit Patient*innen unterschiedlicher soziokultureller Hintergründe. Die Ergebnisse liefern wertvolle Hinweise auf den Status quo und mögliche Handlungsfelder in einer zunehmend vielfältigeren Gesellschaft.
Das Alter der Patient*innen ist für die Mehrheit der Befragten das zentrale diagnostische Kriterium. Im Vergleich dazu halten nur 41% das Geschlecht für relevant. Ein anderes Bild zeigt sich bei den körperlichen und geistigen Behinderungen: Diese werden von den Befragten als entscheidend für eine exakte Diagnose angesehen. Soziokulturelle Faktoren wie ethnische Herkunft, kultureller oder religiöser Hintergrund sowie sozialer Status spielen dagegen aus Sicht der Befragten eine deutlich untergeordnete Rolle bei der Diagnosestellung.
Nur 37 % der Befragten sind der Meinung, gut darauf vorbereitet zu sein, Patient*innen mit unterschiedlichen kulturellen oder religiösen Prägungen bei einem Arztbesuch angemessen zu betreuen. Deutlich selbstbewusster fühlen sie sich hingegen im Umgang mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen: 59 % fühlen sich hier ausreichend geschult.
56 % der Befragten fühlen sich unzureichend darauf vorbereitet, die individuellen Bedürfnisse von non-binären Personen angemessen zu berücksichtigen, da dieses Thema in ihrer medizinischen Ausbildung kaum behandelt wird. Ähnlich verhält es sich bei Transpersonen: 52 % geben an, im Umgang mit dieser Personengruppe unsicher zu sein. Insgesamt zeigt die Umfrage einen deutlichen Mangel an spezifischer Schulung im Umgang mit diesen Personengruppen.
Während die Hälfte der Männer angibt, dass ihre Autorität nie in Frage gestellt wird, geben 71% der Frauen an, regelmäßig mit Zweifeln an ihrer Kompetenz konfrontiert zu werden. Dies zeigt, dass tief verwurzelte Stereotype Frauen im medizinischen Alltag immer noch vor zusätzliche Herausforderungen stellen.
Knapp 30% der Männer empfinden ihr Geschlecht als beruflichen Vorteil. Gleichzeitig geben 22% an, dass ihr Alter gelegentlich Zweifel an ihrer Autorität aufkommen lässt. Dies betrifft vor allem Männer im fortgeschrittenen Alter. Diese Ergebnisse zeigen, wie unterschiedlich Faktoren wie Geschlecht und Alter die Wahrnehmung am Arbeitsplatz prägen.
Abschließend berichten sowohl Männer als auch Frauen, dass sie von den Patient*innen aufgrund ihres Geschlechts bevorzugt werden. Als Gründe werden häufig Aspekte wie Freundlichkeit oder wahrgenommene Kompetenz genannt.
PULSE*(2024): Diversität und Vielfalt in der Gesundheitsversorgung, 28. - 31. Oktober 2024, Zielgruppe: Ärzt*innen und Pflegefachpersonen, 378 Teilnehmer*innen.
*Auf der Befragungsplattform PULSE der Thieme Gruppe nimmt ein exklusiver Kreis von Ärztinnen und Ärzte, Pflegefachpersonen sowie Medizinstudierenden an Online Befragungen zu Themen aus dem Gesundheitssektor, Kommunikationsprodukten im Gesundheitssektor und grundsätzlichen Kommunikationsthemen teil.