Standards definiert und Interoperabilität sichergestellt
Ein gemeinsames Expertenteam von Thieme Compliance und x-tention entwickelte eine entsprechende Lösung, die bereits in zwei Kliniken pilotiert wurde. Die Beteiligten folgten dabei einem iterativen Prozess: „Im engen Austausch mit den Klinikverantwortlichen haben wir jede aufkommende Frage und jeden Hinweis als wertvollen Baustein auf dem Weg zu einer praxistauglichen, stabilen Lösung betrachtet“, sagt Dr. Ralf Brandner, Geschäftsführer von x-tention.
Ganz wesentlich war hierbei etwa die Definition von Standards. Für die Schnittstellen wählte das Expertenteam den Standard FHIR: „Da dieser zum Start unseres Projekts noch nicht perfekt ausgereift war, ergänzten wir ihn durch eigene Komponenten, um einen zuverlässigen Datentransfer zu ermöglichen. Inzwischen ist der FHIR-Standard ausgereift und international etabliert. Die Systeme haben wir an diesen neuen Stand angepasst“, schildert Thomas Schneider.
Die Programmierung interoperabler Datenströme sei ebenfalls eine zentrale Aufgabe gewesen: „Auf dem Bildschirm sieht der Anwender einleuchtende Begriffe und Formulierungen. Doch im Hintergrund waren dafür umfangreiche und komplexe Programmierungsprozesse notwendig. Denn die Systeme müssen die Daten nicht nur sicher und zuverlässig austauschen, sondern die Eingaben auch verstehen, gegebenenfalls übersetzen und den Anwender*innen korrekt und für sie nutzbar anzeigen können“, erklärt Schneider.
Erleichterungen für Klinikpersonal und Patient*innen
Nachdem sämtliche Voraussetzungen für die integrierte Lösung geschaffen worden waren, testeten Ärzt*innen, Pflegekräfte und Verwaltungsmitarbeitende der Kliniken wie auch Patient*innen den digitalen Workflow: von der Patientenaufnahme mit der Eingabe der Daten auf dem Tablet, über die Planung von Aufenthalt und Behandlung durch das pflegende und ärztliche Personal mithilfe der Daten bis zur Abrechnung durch die Verwaltung.
Alle Beteiligten berichteten von einer spürbaren Arbeitserleichterung und schnelleren Prozessen. Anstelle von mehrfachen Papierausdrucken ist maximal ein Ausdruck für eine Patientenkopie nötig – falls das Dokument nicht ohnehin per E-Mail verschickt wird. Das Problem verlegter Dokumente und derer langwierigen Suche ist passé, denn alle am Versorgungsprozess Beteiligten haben über die Stationsrechner und -tablets jederzeit Zugriff auf die Patientendaten. So sehen Ärzt*innen und Pflegende mit einem Klick die Anamnesedaten, während die Verwaltung die für die Abrechnung von Vertragsleistungen relevanten Daten parat hat.
Die Patient*innen waren ebenfalls rasch vertraut mit der Erfassung ihrer Daten am Tablet: „Auch ältere, wenig technikaffine Menschen waren begeistert von dem digitalen Tool, nachdem sie sich darauf eingelassen hatten. Viele schätzten die Zoom-Funktion, mit der sie sich die Informationen und Fragen vergrößern können“, erläutert Alexander Wahl.
Komfortable Anamnese im häuslichen Umfeld
Im ersten Schritt wurde die Erfassung der Patientendaten zu Beginn des Klinikaufenthaltes digitalisiert. Nun machen sich die Kooperationspartner daran, das Tool für den Prozessstart bereits vor dem Klinikaufenthalt weiterzuentwickeln. Klinik und Patient*innen tauschen dann die relevanten Informationen und Daten schon im Vorfeld aus. Für Patient*innen bedeutet das, dass sie sich in Ruhe zu Hause mit den erforderlichen Daten und Angaben auseinandersetzen können.
„Oftmals sind Patient*innen in der Klinik gestresst. Ihnen entfallen dann bestimmte Dinge, etwa ob sie bestimmte Allergien haben oder wann die letzte Röntgenuntersuchung war. Füllen sie die Formulare digital zu Hause aus, haben sie keinen Zeitdruck und können Bezugspersonen um Rat fragen“, erklärt Brandner. Die notwendigen Klinikdokumente werden direkt zu Hause ausgefüllt und per Knopfdruck an die Klinik übermittelt. Der Klinik liegen damit vorab alle wichtigen Daten und Unterlagen vor, sodass Wartezeiten bei der Aufnahme entfallen und der Versorgungsprozess frühzeitig individuell geplant werden kann.
Die vielen positiven Effekte der digitalen Patientenaufnahme zeigen: Kollaborative Partnerschaften forcieren wegweisende Lösungen, die die Patientenversorgung nachhaltig verbessern und das Klinikpersonal deutlich entlasten können. „Gemeinsam können wir sehr viel mehr erreichen“, ist Brandner überzeugt. „Unser gemeinsames Entwicklungsprojekt ist der beste Beleg dafür.“ Partnerschaften sind und bleiben für uns ein strategischer Eckpfeiler, vor allem, wenn unterschiedliche Kompetenzen aufeinandertreffen, die sich ergänzen, und dadurch ein entscheidendes Problem in der Gesundheitsversorgung gelöst wird“, resümiert auch Wahl. Der Weg ist also geebnet für weitere kooperative Meilensteine – für eine bessere Medizin und mehr Gesundheit im Leben.
Dr. André Gärisch, freier Autor im Auftrag von Thieme Communications