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DFG fördert Projekt zur Open-Access-Transformation: Bibliothekskonsortium und Thieme kooperieren

Stuttgart, März 2019 – Die Thieme Gruppe hat einen Transformationsvertrag mit ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften, dem Forschungszentrum Jülich und dreizehn weiteren Fachbibliotheken geschlossen. Damit zeigen die Projektpartner, dass es auch jenseits von Großprojekten wie DEAL möglich ist, zukunftsweisende Vereinbarungen für alle Beteiligten zu schließen. Im Rahmen eines ersten Pilotprojektes erhalten Autoren an teilnehmenden Institutionen zunächst die Möglichkeit, Originalarbeiten in der internationalen Thieme Fachzeitschrift „Hormone and Metabolic Research“ ohne Mehrkosten open access zu publizieren. Die Lizenzgebühr, die die Bibliotheken bisher für die Nutzung der Zeitschrift an den Verlag entrichtet haben, wird im Rahmen des auf fünf Jahre angelegten Vertrags zunehmend in eine Veröffentlichungsgebühr umgewandelt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt im Rahmen des Förderprogramms „Überregionale Lizenzierung“, in das potentiell auch weitere Titel eingebunden werden können.

Über passende Geschäftsmodelle im Rahmen von Open Access wird momentan umfassend diskutiert, und weitreichende Vereinbarungen sind bereits getroffen. Der aktuelle Vertrag der Thieme Gruppe mit den fünfzehn Mitgliedern des erweiterbaren Bibliothekskonsortiums regelt die schrittweise Transformation eines bestehenden Subskriptionsmodells in eine Open-Access-Finanzierung. „Wir haben gemeinsam mit den Vertretern der Fachbibliotheken ein sehr faires und aus unserer Sicht richtungsweisendes Modell erarbeitet, das wir nun zusammen ausprobieren wollen“, erklärt Thieme Verleger Dr. h.c. Albrecht Hauff. „Wir sehen durchaus die Möglichkeit, dieses Projekt auf nationaler und internationaler Ebene auszubauen.“

ZB MED, das Forschungszentrum Jülich und die dreizehn weiteren Fachbibliotheken bezahlen für die Nutzung der Thieme Fachzeitschrift „Hormone and Metabolic Research“ im neuen Geschäftsmodell eine Gebühr, die sich aus einer Lizenz für das Lesen und einer Publikationspauschale für die Open-Access-Veröffentlichung von Autoren an diesen Institutionen zusammensetzt. Die Anzahl der Open-Access-Veröffentlichungen ist hierbei nicht begrenzt. Die Fachzeitschrift „Hormone and Metabolic Research“ wurde von den Beteiligten bewusst als Pilot ausgewählt. Sie umfasst ein sehr forschungsintensives Fachgebiet, in dem deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler umfangreich publizieren. Nach etwa der Hälfte der Vertragslaufzeit werden die Vertragspartner gemeinsam überprüfen, wie sich die Open-Access-Einreichungen entwickeln. Die Lizenzgebühr wird dabei schrittweise in eine Publikationsgebühr umgewandelt. „Wir können uns sehr gut vorstellen, dass weitere Titel in entsprechender Weise in die Kooperation eingebunden und in Open Access überführt werden“, stellt Thieme Verleger Hauff in Aussicht.

„ZB MED ist bereits seit vielen Jahren Unterstützer und Motor für Open Access“, stellt Dr. Ursula Arning, die die Open-Access-Aktivitäten von ZB MED leitet, fest. „Für den Wissenschaftsstandort Deutschland ist es begrüßenswert, dass die DFG mit Projektmitteln die Transformation von Subskriptionszeitschriften in Open Access Journals unterstützt – ein Schritt zu mehr Openness in der Wissenschaft“, so Arning weiter. „Mit der Thieme Gruppe haben die Bibliotheken einen verlässlichen Partner gefunden, um neue Wege im wissenschaftlichen Publikationswesen zu beschreiten“, hebt die Diplom-Wirtschaftsjuristin Beate Brüggemann-Hasler, Bereichsleiterin für Lizenzen und Recht bei ZB MED, hervor. „Die Bereitschaft, innovative Publikationsmodelle zu entwickeln, ist wegweisend. Einer langfristigen Zusammenarbeit sehen wir mit großer Freude entgegen.“

Dr. Bernhard Mittermaier, Leiter der Zentralbibliothek des Forschungszentrums Jülich und Beteiligter an den DEAL-Verhandlungen, betont die wissenschaftspolitische Bedeutung des Vertrags: „Es ist wichtig, dass komplementär zu den DEAL-Verhandlungen mit den drei größten Verlagen weltweit die Umstellung in den Open Access auch bei kleinen und mittleren Verlagen vorangetrieben wird. Wir sind froh, mit Unterstützung der DFG diesen Weg gemeinsam mit Thieme zu gehen.“

Für alle beteiligten Projektpartner war die Qualitätssicherung der Veröffentlichungen ein entscheidendes Anliegen. Die Leistungen der Thieme Gruppe sind bei Open-Access-Publikationen ebenso umfangreich wie bei traditionellen Zeitschriftenartikeln: „Alle Arbeiten werden gleichermaßen sorgsam geprüft und bearbeitet – ein anspruchsvolles Peer Review durch international führende Experten und ein professionelles Lektorat sind auch bei Open-Access-Artikeln selbstverständlich“, erläutert Dr. Regina Wenzel, Programmplanerin bei Thieme.

Über das Forschungszentrum Jülich

Das Forschungszentrum Jülich leistet wirksame Beiträge zur Lösung großer gesellschaftlicher Herausforderungen in den Bereichen Information, Energie und Bioökonomie. Es konzentriert sich auf die Zukunft der Informationstechnologien und -verarbeitung, komplexe Vorgänge im menschlichen Gehirn, den Wandel des Energiesystems und eine nachhaltige Bioökonomie. Das Forschungszentrum entwickelt die Simulations- und Datenwissenschaften als Schlüsselmethode der Forschung weiter und nutzt große, oft einzigartige wissenschaftliche Infrastrukturen. Dabei arbeitet es themen- und disziplinenübergreifend und nutzt Synergien zwischen den Forschungsgebieten. Mit rund 6000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und jährlich etwa 800 Gastwissenschaftlern aus mehr als 75 Ländern gehört es zu den großen interdisziplinären Forschungszentren Europas.

Über ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften

ZB MED ist als Informationsinfrastruktur in Deutschland und Europa der zentrale Partner für die Lebenswissenschaften: von Medizin über Biodiversität bis hin zu Umweltschutz. Das Institut ist hervorgegangen aus einer Bibliothek. Aufbauend auf den Literaturbeständen und -zugängen, Datenbanken und Forschungsdaten unterstützt ZB MED Forschende bei der Gewinnung neuer Informationen und Erkenntnisse – vor Ort in Köln und Bonn wie auch überregional. ZB MED bietet digitale Mehrwertdienste über das semantikbasierte Suchportal LIVIVO und über das Open-Access-Publikationsportal PUBLISSO an. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Vermittlung von Informations- und Datenkompetenz. ZB MED forscht selbst anwendungsorientiert in den Datenwissenschaften mit dem Ziel, Angebote für die lebenswissenschaftliche Forschung zu entwickeln. Die Forschenden bei ZB MED aggregieren, nutzen und verbinden heterogene Daten, Informationen und Literatur und ermöglichen dadurch neue Forschungsansätze. Dabei stehen semantikbasierte Methoden, automatisierte Prozesse sowie Text- und Datamining im Fokus. Die Förderung von Open Science gehört zu den zentralen Prioritäten von ZB MED. Das Informationszentrum ist eine Stiftung öffentlichen Rechts. 

Science

Forschung ist die Basis für Fortschritt. Thieme unterstützt weltweit Forschende in Medizin und Chemie dabei, ihre Erkenntnisse auf attraktiven Plattformen sichtbar zu machen. 

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