Ärzt*innen bei Thieme

Korinna Engeli, Executive Editor

Korinna Engeli

„Als Ärztin bei Thieme...

trage ich mit meinem Wissen dazu bei, den Ärzt*innen in Klinik und Praxis mit gesicherten Fachinformationen direkt am Arbeitsplatz mehr Sicherheit für eine bestmögliche Patientenversorgung zu geben.“ 

Korinna Engeli - „Ich muss genau hier sein!“

Korinna Engeli ist Programmplanerin aus Leidenschaft. Nach ihrem Medizinstudium sammelte sie als Ärztin im Praktikum Erfahrungen im Klinikbetrieb, bevor sie sich für eine berufliche Laufbahn in der Verlagsbranche entschied. Seit 2003 verantwortet sie bei Thieme das Buchprogramm für verschiedene Fachbereiche. Wir haben Frau Engeli gefragt, warum sie als Ärztin bei Thieme arbeitet.

Frau Engeli, Sie haben Medizin studiert. Was war Ihre Motivation?

Korinna Engeli: Mir war das Berufsbild des Arztes/der Ärztin vertraut. Meine Mutter war Internistin mit eigener Praxis. Ich habe schon als Schülerin oft im Anmeldebereich und im Labor mitgearbeitet. Da lag es für mich nahe, Medizin zu studieren, selbst Ärztin zu werden und später vielleicht die Praxis zu übernehmen.

Haben Sie bereits während des Studiums über berufliche Alternativen nachgedacht?

Engeli: Mit zunehmender Dauer des Studiums schon. Die Inhalte im Studium haben mir gefallen. Was sich aber nicht recht einstellen wollte, war die Begeisterung für ein bestimmtes Fachgebiet, das ich dann hätte weiterverfolgen wollen. Die Innere Medizin, die ich an sich immer im Fokus hatte, erschien mir so unendlich umfangreich. Ich konnte mir immer weniger vorstellen, das viele Fachwissen tatsächlich auch eigenverantwortlich anzuwenden. Heute denke ich, dass ich das sicher gut gemeistert hätte, denn so geht es ja den meisten jungen Ärzt*innen nach dem Studium. Aber damals hatte ich so meine Zweifel, ob ich der Verantwortung gewachsen wäre. Immerhin geht es ganz unmittelbar um das Wohlergehen von Menschen. Um Leben.

Zum Ende des Studiums wurde die Frage daher immer drängender, was ich denn stattdessen mit meinem Wissen tun könnte. Zunächst habe ich an Beratung gedacht, Schwangerenkonfliktberatung oder Mitarbeit in Kinderhilfsorganisationen zum Beispiel. Dafür hätte ich aber eine ganz andere, eher psychologische Ausbildung gebraucht. Mein Medizinstudium hätte mir da gar nicht viel gebracht. 

Wie ging es dann weiter?

Engeli: Ich habe gleich nach dem 3. Staatsexamen eine via medici-Tagung besucht, eine Informationsveranstaltung für Medizinstudierende, zu der Thieme unter dem Motto „Quo vadis Medizin?“ eingeladen hatte. Dort ging es unter anderem um die Frage, welche berufliche Laufbahn man als Mediziner*in – abgesehen vom klassischen Weg – einschlagen kann – also genau die Fragestellung, die mich schon länger bewegte. Die Empfehlung der Expert*innen lautete damals ganz klar, auf jeden Fall auch noch das AiP (Arzt im Praktikum) zu durchlaufen, um die Approbation zu erlangen – auch wenn man später vielleicht gar nicht als Arzt oder Ärztin arbeiten wolle. Und diesen Rat habe ich dann befolgt.

Als ich während des AiP in einem Blut- und Plasmaspende-Institut gearbeitet habe, wurde mir dann klarer, was mir liegt. Mir war aufgefallen, dass die Informationen für die Spender*innen nicht besonders übersichtlich und aussagekräftig waren. Ich habe mich dann um die Aufbereitung der Infos gekümmert. Sowohl inhaltlich als auch optisch. Das hat mir total Spaß gemacht und ich habe gedacht: Das ist es – medizinische Inhalte strukturieren, gut verständlich darstellen und daraus etwas Eigenes schaffen. Ich habe dann erstmals ganz klassisch an Medizinjournalismus gedacht und eben auch an das Betätigungsfeld im Verlag.

Haben Sie nach dem AiP direkt bei Thieme angefangen?

Engeli: Nein. Ich hatte mich blind bei verschiedenen Verlagen um Volontariate beworben. Da ich gerne in Berlin bleiben wollte, hatte ich die großen Verlage zunächst nicht im Fokus. Aber bei einem kleinen Verlag in Berlin bekam ich spontan eine unbefristete Stelle als Projektmanagerin für das Medizinprogramm. Das war aufregend und anspruchsvoll, weil ich das an sich geplante Volontariat ja einfach übersprungen habe. Aber ich wusste schon am dritten Tag: Das ist es!

Zu Thieme kam ich zwei Jahre später. Als ich mich beworben habe, konnte ich mir noch immer nicht so recht vorstellen, aus Berlin wegzugehen. Zum Vorstellungsgespräch bin ich eigentlich nur gefahren, weil es mich gereizt hat, den Verlag kennenzulernen, der mich durch mein ganzes Studium begleitet hat. Aber dann war schon das erste Gespräch so vielversprechend, dass ich alle Bedenken über Bord geworfen habe und wenige Wochen später nach Stuttgart gezogen bin. Und ich habe es wirklich keinen Tag bereut!

In welcher Funktion sind Sie bei Thieme tätig?

Engeli: Ich bin 2003 als Projektmanagerin eingestiegen und habe ein halbes Jahr später dann die Programmplanung übernommen. Seitdem entwickele ich gemeinsam mit einem mehrköpfigen Team aus Projektmanager*innen das (Buch)programm für Ärzt*innen zu den Fachgebieten Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin, Neurologie, Psychiatrie/Psychosomatik/Psychotherapie und Dermatologie/Allergologie weiter. 2021 kam dann noch das Fachgebiet der Kinder- und Jugendmedizin dazu. Seit einigen Jahren arbeiten wir bei der Erstellung von Inhalten formatunabhängig. Das heißt, wir bereiten die Inhalte von Anfang an so auf, dass sie in verschiedenen Formaten ausgespielt werden können – als klassisches Buch wie auch digital in Datenbanken und Portalen. 

Ich war zweimal ein Jahr in Elternzeit und bin derzeit in Teilzeit tätig, was aufgrund meiner langen Erfahrung und einem super Team auch sehr gut funktioniert. Ich bin sehr froh, dass dies bei Thieme in einer Führungsposition möglich ist.

Was sind ganz konkret Ihre Aufgaben?

Engeli: Am Anfangen stand für mich das Kennenlernen des Buchprogramms und das Vernetzen im Mittelpunkt – innerhalb des Verlags und vor allem innerhalb der klinischen Fachgebiete. Heute kenne ich die wichtigen Ansprechpartner*innen in „meinen“ Fachbereichen – viele davon persönlich – und bewege mich in einem engmaschigen Netzwerk. Damit habe ich mir eine stabile Grundlage geschaffen, auf der ich das entsprechende Fachbuchprogramm plane.

Zu meinen Kernaufgaben gehört es, herauszufinden, welches Wissen Ärzt*innen in Weiterbildung und erfahrene Mediziner*innen benötigen, und daraus Idee und Konzepte zu entwickeln. Dazu recherchiere ich nicht nur online, sondern bin auch auf den wichtigsten Fachkongressen unterwegs und tausche mich mit unseren Autor*innen und wichtigen Meinungsbildner*innen aus. Haben wir gemeinsam mit den Bereichen Marketing und Vertrieb und der Verlagsleitung ein Projekt verabschiedet, kläre ich mit den Herausgeber*innen und Autor*innen die vertraglichen Rahmenbedingungen und erarbeite mit ihnen ein stimmiges Konzept und einen realistischen Zeitplan. Dabei habe ich immer den größtmöglichen Nutzen für Leser*innen beziehungsweise Nutzer*innen im Blick. Ich begleite jedes Projekt – bis zu 50 gleichzeitig – von der ersten Idee bis zum Erscheinen und darüber hinaus. Die konkrete Umsetzung liegt allerdings in weiten Teilen in den Händen meiner Projektmanager*innen, auf die ich mich voll und ganz verlassen kann.

Sie sind jetzt seit 15 Jahren bei Thieme und planen Buch für Buch. Ist das auf Dauer nicht eintönig?

Engeli: Überhaupt nicht. Langeweile kommt nie auf. Nicht nur, weil ich mit so vielen verschiedenen Fachexpert*innen zu tun habe und sich zudem das medizinische Fachwissen immer weiterentwickelt, sondern vor allen Dingen, weil sich die Ansprüche an Informationsangebote rasant verändern. Fachinformationen werden immer mehr digital nachgefragt. Das führt zu einer völlig neuen Denke beim Büchermachen.

Wir schaffen heute Inhalte und haben schon bei der Planung im Blick, dass daraus nicht in erster Linie ein Buch entsteht – im klassischen Printformat und als E-Book–, sondern die Verbreitung über andere Kanäle immer mehr an Bedeutung gewinnt. So speist sich etwa das medizinisches Wissensportal eRef, in der die Fachinformationen nach medizinischen Sachverhalten gebündelt sind, aus unseren Büchern und Fachzeitschriften. Das setzt eine deutlich andere Strukturierung und auch Vereinheitlichung der Inhalte voraus. Diese Veränderungen sind spannend, bringen aber auch einen größeren kommunikativen Aufwand gegenüber den Herausgeber*innen und Autor*innen mit sich. Denn jede*r Autor*in sieht zuerst einmal sein Thema und wie er/sie dieses bestmöglich strukturieren und in Kapitel aufteilen kann. Meine Aufgabe ist es, den Autor*innen zu vermitteln, wie die Inhalte strukturell aufbereitet werden müssen, damit wir sie optimal auch digital weiterverarbeiten können.

Seit 2016 arbeiten wir bereichsübergreifend an einer neuen Reihe, die Ende 2018 mit dem ersten Titel startete. Inzwischen sind 20 Werke erschienen. Unter dem Reihentitel „Referenz“ werden die verschiedensten Krankheitsbilder und Methoden über sämtliche Fachgebiete hinweg in einer komplett einheitlichen Gliederung dargestellt. Damit haben wir für die eRef standardisierte Grundlageninhalte geschaffen, die es uns ermöglichen, wirklich jedes Thema einheitlich und in optimaler Tiefe aus der Sicht verschiedener Fachgebiete darzustellen. Die Inhalte werden auch im Buchformat erscheinen. Bei der Konzeption lag der Fokus aber bereits auf der Nutzung im Rahmen der eRef.

Inwieweit ist Ihnen Ihr abgeschlossenes Medizinstudium dabei hilfreich?

Engeli: Medizinischer Sachverstand ist von großem Vorteil, um einschätzen zu können, ob ein Thema oder ein Inhalt relevant ist. Ich bringe viele spezifische Kenntnisse mit, kann Themen und Fachbegriffe einordnen, erfasse schnell Zusammenhänge und habe eine konkrete Vorstellung davon, wie die Arbeit eines Arztes oder einer Ärztin in der Praxis oder auf der Station aussieht. Das hilft mir nicht nur bei der inhaltlichen Planung, sondern auch, wenn es um die Frage geht, wie sich Ärzt*innen Wissen aneignen oder welche Informationen an welchem Punkt des Behandlungsprozesses relevant und hilfreich sind. Als Ärztin bei Thieme trage ich mit meinem Wissen dazu bei, den Ärzt*innen in Klinik und Praxis mit gesicherten Fachinformationen direkt am Arbeitsplatz mehr Sicherheit für eine bestmögliche Patient*innenversorgung zu geben.

Vermissen Sie die Klinik?

Engeli: Nicht einen Tag! Ein Netzwerk pflegen, Ideen entwickeln, Strukturieren, Organisieren, Koordinieren und dabei das Zeitmanagement und auch die Wirtschaftlichkeit im Blick haben – das ist genau mein Ding.

Ich bin mit so vielen Menschen im Verlag und außerhalb im Kontakt und pflege einen regen Austausch. Wenn ich die Expertise unserer Fachautor*innen mit meinem Wissen als Verlagsexpertin zusammenbringe, entstehen daraus sehr gute Angebote, die Ärzt*innen bei ihrer täglichen anspruchsvollen Arbeit unterstützen. Das begeistert mich. Jeden Tag!

Das Interview führte Carola Schindler

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