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Theodor-Axenfeld-Preis 2023 geht nach Zürich

Katrin Maier (Thieme) überreicht gemeinsam mit Prof. Dr. Nikolaos E. Bechrakis DOG) den Theodor-Axenfeld-Preis an Erstautorin Dr. med. Anahita Bajka (Mitte).

Stuttgart/Berlin, Oktober 2023  Professor Dr. med. Sandrine Zweifel erhält gemeinsam mit ihren Ko-Autorinnen und -autoren den diesjährigen Theodor-Axenfeld-Preis. In einer klinischen Studie haben sie zwei Bildgebungstechniken miteinander verglichen, die zur Diagnose und Verlaufskontrolle der diabetischen Retinopathie eingesetzt werden. Diese Netzhauterkrankung, die unbehandelt zu einer Beeinträchtigung des Sehvermögens führt, tritt oft infolge eines Diabetes mellitus auf. Das Team kommt zu dem Schluss, dass die optische Weitwinkel-Kohärenztomografie-Angiografie (WF-OCTA) in den meisten Fällen ebenso zuverlässige Ergebnisse liefert wie die etablierte Ultra-Weitwinkel-Fluoreszenzangiografie (UWFFA). Diagnose- und Kontrolluntersuchungen könnten so für viele Betroffene angenehmer und schneller verlaufen, weil das Verfahren ohne die Gabe eines Kontrastmittels auskommt. Die Auszeichnung wurde am 30. September 2023 im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) in Berlin verliehen. Erstautorin Dr. med. Anahita Bajka nahm den Preis stellvertretend für das Team entgegen.

Dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte können die feinen Blutgefäße der Netzhaut irreparabel schädigen – ohne dass Betroffene dies anfangs bemerken. Treten Sehstörungen auf, werden bereits Teile der Netzhaut nicht mehr ausreichend durchblutet, oder aber krankhaft neugebildete instabile Gefäße geben Flüssigkeit ins umliegende Gewebe ab oder führen zu Blutungen. Für Menschen mit Diabetes sind deshalb regelmäßige Untersuchungen der Netzhaut wichtig. So können mögliche Veränderungen frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Sowohl die optische Weitwinkel-Kohärenztomografie-Angiografie (WF-OCTA) als auch die Ultra-Weitwinkel-Fluoreszenzangiografie (UWFFA) liefern detaillierte Aufnahmen von den Blutgefäßen in der Netzhaut. Sie unterscheiden sich jedoch in der Art der Durchführung sowie im Darstellungswinkel. Bei der UWFFA muss, anders als bei der WF-OCTA, den Betroffenen vor der Untersuchung ein Kontrastmittel injiziert werden. Sie ist damit zeitaufwendig und unangenehmer. Jedoch liefert die UWFFA mit bis zu 220° – gegenüber 100° der WF-OCTA – einen mehr als doppelt so großen Ausschnitt des Augenhintergrundes. Die WF-OCTA liefert dafür eine detaillierte Aufnahme der kleinen Blutgefäße im Bereich der tieferen zentralen Netzhautschichten.

In ihrer jetzt ausgezeichneten prospektiven Studie haben Zweifel und ihre Kolleg*innen beide Verfahren bei zehn Patient*innen mit einer diabetischen Retinopathie angewendet. Danach verglichen sie die jeweiligen Aufnahmen der Netzhaut miteinander. Dabei lieferte die WF-OCTA zuverlässige Bilder, die zu 88 Prozent mit den Ergebnissen der UWFFA übereinstimmten. „Beide Methoden können Netzhautveränderungen, wie nicht ausreichend durchblutete Bereiche, gut darstellen“, so Zweifel. Bessere Aufnahmen liefere die UWFFA lediglich in der äußeren Peripherie des Auges. „Neovaskularisationen, also Gefäßneubildungen, waren in der WF-OCTA bei 20 Prozent der Augen, in der UWFFA jedoch bei 27 Prozent zu erkennen“, fasst die stellvertretende Klinikdirektorin der Augenklinik am Universitätsspital Zürich zusammen. Sie und ihre Ko-Autor*innen bewerten die nicht-invasive WF-OCTA insgesamt als vielversprechende und weniger belastende Untersuchungsmethode zur Diagnose und Kontrolle einer diabetischen Retinopathie.

„Die Preisträger*innen zeigen in ihrer Studie, dass sich die ophthalmologische Diagnostik, immer weiter von invasiven zu nicht-invasiven Methoden entwickelt, zum Vorteil der Patient*innen. Es ist zu erwarten, dass die WF-OCTA mehr und mehr Einzug in unseren klinischen Alltag halten wird“, heißt es in der Laudatio.

Die Jury
Neben dem Schriftleiter der „Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde“ Professor Dr. med. Siegfried Priglinger gehörte der Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) Professor Dr. med. Nikolaos Bechrakis der diesjährigen Jury an. Gemeinsam mit Prim. Priv. Doz. Dr. med. Katharina Krepler, Präsidentin der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG) und PD Dr. med. Pascal Hasler von der Schweizerischen Ophthalmologischen Gesellschaft (SOG) begutachteten sie 62 Originalarbeiten, die im vergangenen Jahr in der Thieme Fachzeitschrift erschienen sind.

Über den Preis
Im Gedenken an den Augenarzt Theodor Axenfeld (1867–1930) würdigt die Thieme Gruppe zukunftsweisende wissenschaftliche Arbeiten, die wesentliche Erkenntnisse auf dem Gebiet der Augenheilkunde für die in Klinik und Praxis tätigen Augenärzte und Augenärztinnen erbringen. Erstmals 1938 verliehen, wird die Auszeichnung seit 1964 regelmäßig für eine herausragende Veröffentlichung in den „Klinischen Monatsblättern für Augenheilkunde“ vergeben. Der Preis ist mit 1500 Euro dotiert.

Ausgezeichneter Beitrag
A. Bajka et al.:
Feasibility and Clinical Utility of Wide-Field Optical Coherence Tomography Angiography Compared to Ultrawide-Field Fluorescein Angiography in Patients with Diabetic Retinopathy
Klinische Anwendbarkeit der optischen Weitwinkel-Kohärenztomografie-Angiografie im Vergleich zur Ultra-Weitwinkel-Fluoreszenzangiografie in Patienten mit diabetischer Retinopathie
Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde 2023; 240 (4); S. 490–495
DOI: 10.1055/a-2031-2657

Bild
Katrin Maier, Senior Director Medical Publishing & Information Services bei Thieme überreicht gemeinsam mit DOG Präsident Prof. Dr. Nikolaos E. Bechrakis den Theodor-Axenfeld-Preis an Dr. med. Anahita Bajka (Mitte). 

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